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- Hannah Sekunde
LRS Ursachen - Welche Ursachen kann eine Legasthenie haben?
Übersicht
Unterschied Legasthenie und Lese-Rechtschreib-Schwäche
Im alltäglichen Sprachgebrauch werden diese Begrifflichkeiten frei genutzt und nicht immer fachlich korrekt unterschieden.
Zunächst ist es daher wichtig, die Begriffe Legasthenie (lateinisch für legere „lesen“ und altgriechisch für astheneia „Schwäche“) und Lese-Rechtschreib-Schwäche zu klären.
Eine Legasthenie oder Lese-Rechtschreib-Störung besteht, insofern eine Diagnostik vorliegt, die unter anderem einen Intelligenztest beinhaltet. Vor diesem Hintergrund wird eine Legasthenie diagnostiziert, wenn die Fähigkeiten im Lesen und Rechtschreiben von der allgemeinen Intelligenz abweichen. Wenn ein Kind lediglich Testungen zu den Lese- Rechtschreibfertigkeiten durchgeführt hat, spricht man von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten.
Vor dem Hintergrund einer Legasthenie wird die Ursache in einer zentralnervösen, kognitiven Störung der Informationsverarbeitung vermutet. Eine Legasthenie kommt in Familien gehäuft vor, was auf eine genetische Komponente hinweist. Die Legasthenie ist eine komplexe Störung, die in den vergangenen Jahren zahlreich untersucht wurde. Die Erkenntnisse betreffen dabei vor allem das Gebiet der Genetik. Festgestellte Veränderungen in der visuellen und/oder akustischen Wahrnehmung werden überwiegend durch genetische Veränderungen verursacht. Die wahrscheinlichste Ursache für eine Legasthenie ist ein Zusammenwirken von genetischen und Umweltfaktoren. Sie wird nicht selten von Auffälligkeiten in der Aufmerksamkeit und Konzentration begleitet.
Geschichte der Ursachenforschung
Schon Ende des 19. Jahrhunderts fiel eine familiäre Häufung von Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens auf. Es wurde jedoch beobachtet, dass diese Kinder über eine normale Intelligenz verfügten, wodurch die Schwierigkeiten der Betroffenen zunächst als „angeborene Wortblindheit“ erklärt wurden. Dieser Begriff ist heutzutage nicht mehr gebräuchlich.
Auch heutige Untersuchungen lassen auf eine komplexe Vererbung als Ursache von Legasthenie schließen. Das Lesen und Schreiben entsteht aus einer komplizierten Vereinigung mehrerer Funktionen, die auf neuronale Prozesse zurückzuführen sind.
Störungen der akustischen und visuellen Informationsverarbeitung, die mit der störungsfreien Entwicklung des zentralen Nervensystems zusammenhängen, begünstigen die Entstehung einer Legasthenie (60-80% der betroffenen Kinder weisen ebenfalls Lautsprachentwicklungsprobleme auf, 5-10 % Defizite in der visuellen Informationsverarbeitung).
Untersuchungen belegen, dass das Risiko einer Legasthenie bei Geschwistern bei 4-27% liegt. In erster Linie liefern jedoch Zwillingsstudien wichtige Erkenntnisse in Hinblick auf die Vererbbarkeit von Legasthenie. In diesen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass beide Kinder betroffen sind, bei eineiigen Zwillingen um 60-70% höher, als bei zweieiigen Zwillingen.
Häufigkeit von Legasthenie
Von der Lese-Rechtschreib-Störung sind ca. 2-4 % aller Kinder betroffen. Jungen häufiger als Mädchen (etwa zwei Drittel). Nach Fischer et al. (2013) kommt auf 3,15 Jungen, die von Legasthenie betroffen sind, ein Mädchen. Diese ungleiche Verteilung wird von der Forschung ebenfalls mit dem Wirken genetischer Faktoren erklärt. Durch die unterschiedliche Gehirnstruktur, haben Jungen auch unabhängig von einer Legasthenie mehr sprachliche Entwicklungsauffälligkeiten. Ein Blick auf die Umweltfaktoren lässt darüber hinaus erkennen, dass das Lesen in der westlichen Kultur eher in das soziale Rollenverhalten von Mädchen passt. Diese gesellschaftlichen Erwartungen können den Schriftspracherwerb entscheidend beeinflussen und dazu führen, dass Mädchen durch häufiges Lesen mehr Übung haben.
Bei einer regulären Schulklasse leidet dementsprechend im Durchschnitt ein Kind unter Legasthenie. Die Störung tritt in allen sozialen Schichten auf, ist dahingehend also unabhängig von äußeren Faktoren. Für den Verlauf einer Legasthenie ist das Umfeld des betroffenen Kindes jedoch von großer Bedeutung.
Die Symptome der Legasthenie gefährden den schulischen Erfolg eines Kindes und darauf aufbauend die gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungschancen. Eine konsequente Förderung und Therapie von Kindern mit einer Legasthenie ist daher zwingend notwendig.
Mögliche Folgen bei ausbleibender Förderung und Therapie
- Frustration und Vermeidungsverhalten
- Schulangst
- Störungen im Sozialverhalten
- Aggressivität
- Depressionen
- Psychosomatische Beschwerden (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit etc.)
- Verminderte gesellschaftliche Teilhabe
- Geringere Bildungs- und Jobchancen
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Und was ist nun die Ursache der Legasthenie?
Wichtig ist, dass Legasthenie verschiedene Ursachen haben kann und die Forschung auf diesem Gebiet noch einige Lücken aufweist. Das Wissen um die komplexen Ursachen dieser Lernstörung kann entlastend wirken, was die Förderung und Therapie angeht, ist die Ursache der Legasthenie jedoch relativ unwesentlich. Eure aktuelle familiäre Situation und die Schwierigkeiten deines Sohnes sollten in den Fokus gerückt werden. Das Ziel ist, den Leidensdruck zu reduzieren und für deinen Sohn passende Methoden zu finden. Die Inanspruchnahme von professioneller Unterstützung kann für deinen Sohn und die ganze Familie eine bedeutende Entlastung ermöglichen. Du solltest daher darauf achten, dass die gewählte Unterstützung individuell abgestimmt ist.
Und das Wichtigste: Begegne deinem Kind und auch dir selbst mit Wohlwollen, niemand von euch trägt „Schuld“ an der Legasthenie.
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