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- Hannah Sekunde
Wie häufig ist LRS?
Übersicht
Die Häufigkeit von LRS in Zahlen
- Haffner et al. (1998) gehen von 6-9% betroffenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus.
- Schneider und Küspert (2006) rechnen mit 4-7% aller Schulkinder, weisen jedoch darauf hin, dass es bei weiter gefassten Kriterien noch deutlich mehr Betroffene sein könnten. Alle Untersuchungen zeigen einheitlich, dass mehr Jungen als Mädchen von einer LRS betroffen sind.
- Landerl und Moll (2011) untersuchten die Häufigkeit kombinierter Lernstörungen des Lesens, Rechtschreibens und Rechnens sowie die Geschlechterverteilungen in einer groß angelegten populationsbasierten Stichprobe von 2.029 Kindern der 2. bis 4. Klassenstufe. Lese-, Rechtschreib- und Rechenleistungen wurden in dieser Untersuchung anhand standardisierter Testverfahren erfasst. Die Ergebnisse belegen, dass Lernstörungen häufig kombiniert auftreten. 23-49 % aller Kinder mit einer festgestellten Störung im Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen zeigten ebenfalls Schwierigkeiten in mindestens einem weiteren Gebiet. Dementsprechend treten Lernstörungen 4 bis 5 mal häufiger kombiniert auf, als allgemein angenommen. Von den 2.029 teilnehmenden Kindern wurden 8% mit einer LRS diagnostiziert, 6% mit einer isolierten Lesestörung und 7% mit einer isolierten Rechtschreibstörung.
Untersuchungen zu den psychosozialen Auswirkungen einer Legasthenie, wie z.B. von Rebecca Wiseheart et al. (2017), legen nahe, dass etwa 50% der Betroffenen emotional und psychisch belastet sind. Dieser Punkt ist jedoch stark von individuellen Faktoren abhängig. Viele Menschen mit LRS führen ein erfolgreiches und erfülltes Leben.
Weitere relevante Studien zur Häufigkeit von LRS
- KIGGS-Studie: Die KIGGS-Studie ergab, dass etwa 5-10% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland von einer LRS betroffen sind. Die Prävalenz von LRS war bei Jungen etwas höher als bei Mädchen.
- LEO-Studie: Die LEO-Studie zeigte, dass etwa 6-7% der Grundschulkinder in Deutschland unter einer LRS leiden. Die Häufigkeit war in städtischen Gebieten tendenziell höher als in ländlichen Gebieten.
- PISA-Studie: Die PISA-Studie ergab, dass 15% der SchülerInnen in Deutschland nicht das Mindestniveau im Lesen und Schreiben erreichten.
- IGLU-Studie: Die IGLU-Studie zeigte wiederum, dass etwa 10-15% der GrundschülerInnen in Deutschland Schwierigkeiten beim Lesen haben. Die Prävalenz von LRS war in sozial benachteiligten Familien und bei Kindern mit Migrationshintergrund höher.
Häufigkeit isolierter Lernstörungen
Wie erwähnt, treten Lernstörungen häufig gemeinsam auf (Komorbidität), können aber auch unabhängig voneinander vorkommen. Beobachtbar ist sowohl eine isolierte Rechtschreib- als auch eine isolierte Lesestörung, wobei ersteres deutlich häufiger auftritt. Dies lässt sich damit erklären, dass in alphabetischen Schriftsystemen, wie dem Deutschen, die Buchstabe-Lautbeziehung konsistenter ist als die Laut-Buchstabebeziehung. Dieses Ungleichgewicht in der Schriftsprache ist der Grund dafür, dass Lesen in der Regel leichter fällt als das Rechtschreiben (Landerl & Moll, 2010).
Studien zur Häufigkeit von Lernstörungen zeigen, dass Störungen im Rechnen und im Lesen häufiger gemeinsam auftreten, als sich zunächst annehmen lässt (z.B. van Lieshout & de Sonneville, 2008). Demnach weisen nicht wenige Personen mit einer Rechenstörung (Dyskalkulie) zusätzlich eine isolierte Lesestörung auf. Gemeinsamkeiten dieser Störungen wurden bisher jedoch nur unzureichend untersucht, da sie im Gegensatz zu Problemen im Lesen und Rechtschreiben nicht als ein zusammenhängendes Störungsbild angesehen werden.
Sind Jungen oder Mädchen häufiger von LRS betroffen?
In der Forschung gibt es einige Hinweise darauf, dass Jungen häufiger von Legasthenie betroffen sind, als Mädchen. Die Tatsache, dass Jungen etwa doppelt so oft mit dieser Lernstörung diagnostiziert werden, ist jedoch kein Beleg dafür, dass eine LRS bei ihnen tatsächlich häufiger auftritt. Eine Begründung können auch gesellschaftliche Rollenvorstellungen sein, wodurch bei Jungen eher eine LRS vermutet wird, als bei Mädchen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass soziale, biologische und genetische Faktoren bei Geschlechterunterschieden eine Rolle spielen können. Spannend ist, dass bei der Untersuchung genetischer Faktoren entdeckt wurde, dass unter betroffenen Geschwistern der Geschlechterunterschied kaum feststellbar ist (Grimm, 2011).
Die genauen genetischen Ursachen einer Legasthenie sind komplex und noch nicht zureichend erforscht. Es lässt sich jedoch davon ausgehen, dass genetische Faktoren einen signifikanten Einfluss, von schätzungsweise 30-70%, auf die Entstehung einer Legasthenie haben können. Wichtig ist, dass auch Umweltfaktoren eine große Rolle spielen und in einem Wechselspiel mit biologischen und genetischen Komponenten stehen.
Unser Fazit
Zusammenfassend können wir sagen, dass Untersuchungen zur Häufigkeit von LRS zeigen, dass diese Lernstörung in Deutschland ein verbreitetes Problem darstellt und eine frühzeitige und gezielte Förderung wichtig ist, um Betroffene zu unterstützen und zu entlasten.
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