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- Hannah Sekunde
Ein Tag als Therapeutin bei den Worthelden
Förderung bei Legasthenie?
Wir bieten online Lerntherapie für Kinder mit einer LRS an und beraten euch gerne kostenlos zum Thema. Melde dich mit deine E-Mail kostenlos an.
Übersicht
Ein Morgen voller Vorbereitung und Struktur
Mein Arbeitstag beginnt meist am Laptop mit einer Tasse Kaffee und einem Blick in meinen Wochenplan. Während ich Mails beantworte oder Materialien vorbereite, sind meine beiden Katzen Malou und Nelio schon an meiner Seite. Malou ist der Ruhige, der gerne neben dem Bildschirm liegt und alles aufmerksam beobachtet. Nelio dagegen liebt es, quer über die Tastatur zu laufen.
Jede Therapieeinheit ist individuell auf das Kind zugeschnitten, deshalb nehme ich mir morgens Zeit, die anstehenden Sitzungen vorzubereiten:
- Ich überprüfe die letzten Protokolle und Fortschritte.
- Ich passe Materialien an das jeweilige Lerntempo an.
- Ich bereite Übungen vor, die spielerisch und motivierend sind.
Da wir bei den Worthelden online arbeiten, habe ich Zugriff auf eine ganze Sammlung mit interaktiven Materialien, die ich flexibel einsetzen kann. Von Lesespielen über Schreibübungen (basierend auf Programmen wie dem Marburger Rechtschreib-Training) bis hin zu Konzentrationstrainings ist alles digital umsetzbar und schafft Abwechslung in den Sitzungen.
Persönliche Sitzungen im virtuellen Raum
Über den Nachmittag verteilt treffe ich meine Patient:innen in meinem sicheren Online-Therapieraum. Jede Sitzung dauert 45 Minuten und folgt einem klaren, aber flexibel anpassbaren Ablauf:
- Ankommen und begrüßen: Wir starten mit einem kleinen Check-in: „Wie geht’s dir heute?“ Oft erzählen die Kinder von ihrem Tag oder der Schule. Sie können eine Gefühlskarte auswählen und die letzte Woche reflektieren. Häufig fragen sie auch nach meinen Katzen. Manchmal winken sie ihnen dann durch den Bildschirm zu und einer der beiden schaut neugierig in die Kamera zurück. Diese Momente sind wichtig, um Vertrauen zu schaffen.
- Übungen und Spiele: Abhängig von den Zielen der Stunde arbeiten wir an Rechtschreibung, Lesegeschwindigkeit oder Textverständnis. Dabei nutze ich interaktive Tools und abwechslungsreiche Übungen.
- Ressourcenübung und Abschlussspiel: Am Ende machen wir häufig eine Ressourcenübung, um Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein zu stärken. Jede Sitzung endet mit einem Abschlussspiel, für ein positives Ende.
Besonders schön ist es, wenn Kinder, die anfangs sehr unsicher waren, plötzlich von sich aus sagen: „Das hab ich verstanden!“ Das sind die kleinen Erfolge meines Alltags.
Im Anschluss an die Sitzung dokumentiere ich Fortschritte sowie Schwierigkeiten und mache Notizen für die Planung der nächsten Stunde.
Online heißt nicht unpersönlich
Manchmal höre ich die Sorge: „Geht das denn überhaupt online? Fehlt da nicht die Nähe?“ Meine Erfahrung ist: Nein, sie fehlt nicht.
Die Kinder sind in ihrer vertrauten Umgebung zu Hause, was ihnen Sicherheit gibt. Über Videokonferenz entsteht eine sehr persönliche Atmosphäre. Manche Kinder trauen sich online sogar mehr zu, weil der Druck als geringer wahrgenommen wird.
Ich kann individuell auf jedes Kind eingehen, ohne Anfahrtswege, feste Räume oder logistische Hürden. Das macht die Lerntherapie flexibel und für Familien aus ganz Deutschland (und darüber hinaus) zugänglich.
Fallbericht aus der Praxis
Ein Beispiel, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die Arbeit mit Lukas, einem neunjährigen Jungen mit LRS. Als wir uns das erste Mal sahen, war Lesen für ihn gleichbedeutend mit Versagen. Er weigerte sich, laut vorzulesen, und schämte sich, wenn er Fehler machte.
Wir begannen mit ganz kurzen, spielerischen Einheiten – etwa mit einem Lese-Memory oder Silben-Spiel. Zum Beispiel suchte er Gegenstände in seinem Kinderzimmer, die eine bestimmte Anzahl an Silben hatten.
Als wir das erste Mal gemeinsam im Tandem eine kleine Geschichte lasen, saß Malou zufällig neben meinem Laptop und blickte direkt in die Kamera. Lukas musste lachen und taute noch weiter auf.
Nach einigen Wochen wagte Lukas es, in der Schule vorzulesen. Seine Mutter erzählte mir danach, wie begeistert seine Lehrerin war. Solche Momente sind unbezahlbar und zeigen mir immer wieder, wie viel Mut und Vertrauen in diesen kleinen Schritten steckt.
Teamarbeit hinter den Kulissen
Auch wenn ich meine Sitzungen alleine gestalte, bin ich nicht auf mich gestellt. Im Team der Worthelden tauschen wir uns regelmäßig aus, besprechen Fragen zu Fällen und entwickeln neue Ideen und Materialien. Jeden Dienstag treffen wir uns dafür zu unserem wöchentlichen Teammeeting, unterstützen uns aber auch darüber hinaus jederzeit. Diese Zusammenarbeit ist unglaublich wertvoll – so können wir immer wieder neue Impulse in die Therapie einfließen lassen.
Am Ende des Tages habe ich viele kleine Erfolge erlebt: Ein Kind, das stolz ein Wort ohne Hilfe lesen konnte. Ein Jugendlicher, der den ersten fehlerfreien Satz geschrieben hat, oder Eltern, die berichtet haben, dass ihr Kind sich wohler in der Schule fühlt.
In meinem Alltag als Lerntherapeutin bei den Worthelden darf ich Kinder dabei begleiten, ihr Selbstvertrauen und ihre Lernfreude zurückzugewinnen. Und das alles funktioniert dank unserer Online-Arbeit flexibel, ortsunabhängig und trotzdem sehr persönlich.