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- Hannah Sekunde
Hausaufgaben mit LRS: Herausforderungen erfolgreich meistern
Übersicht
Sinn und Zweck von Hausaufgaben
Wozu sind Hausaufgaben eigentlich gut und was sollten sie gewährleisten?
Hausaufgaben sind einer fester Bestandteil des schulischen Alltags und gelten als erweiterte Unterrichtszeit. Sie dienen nicht dazu, neue Inhalte zu behandeln, sondern das im Unterricht Gelernte zu festigen und zu vertiefen. Hausaufgaben sollten daher selbstständig und ohne Unterstützung durchführbar und an den Leistungsstand des Kindes angepasst sein. Eine wichtige Voraussetzung ist außerdem eine angemessene Bearbeitungszeit.
Jedes Bundesland verfügt über einen Hausaufgabenerlass, der sich über das Internet einsehen lässt. Der Hausaufgabenerlass ist eine Richtlinie oder ein offizielles Dokument, das von Bildungsbehörden oder Ministerien herausgegeben wird und die Rahmenbedingungen für die Vergabe und Bearbeitung von Hausaufgaben in Schulen festlegt. Diese Richtlinien sollen sicherstellen, dass die Hausaufgaben förderlich für das Lernen der Schüler sind, ohne sie zu überfordern.
Beispiel Hausaufgabenerlass für NRW: Hausaufgaben | Bildungsportal NRW (schulministerium.nrw)
Wie viel Zeit dürfen Hausaufgaben in Anspruch nehmen
Die Zeit, die Hausaufgaben in Anspruch nehmen sollten, kann je nach Bundesland, Schule und Klassenstufe variieren. Im Hausaufgabenerlass gibt es jedoch einige Richtlinien, die den geeigneten Zeitaufwand für Hausaufgaben vorgeben.
Zeitliche Vorgaben für Hausaufgaben am Beispiel des Bundeslandes Niedersachsen
Während der Grundschulzeit sind in Niedersachsen maximal 30 Minuten effektive Arbeitszeit (ohne zu trödeln) vorgesehen. Über das Wochenende und in den Ferien sollten in der Grundschule keine Hausaufgaben vergeben werden.
In der Sekundarstufe 1 steigt die angemessene Dauer der Hausaufgaben auf eine Stunde, in der Sekundarstufe 2 auf zwei Stunden.
Auch in der Sekundarstufe 1 sollen keine Hausaufgaben über das Wochenende oder die Ferienzeiten gestellt werden. Davon ausgenommen ist das Lesen von Lektüren z.B. für den Deutschunterricht.
Die Vorgaben für die Sekundarstufe 2 lassen mehr Spielraum. Erwähnte Regelungen für die Sekundarstufe 1 sollen als Orientierung dienen, jedoch unter dem Gesichtspunkt einer wachsenden Selbstständigkeit und der Bedeutung der Qualifikationsphase.
In Ganztagsschulen sollte der Zeitaufwand für die Hausaufgaben in den Tagesablauf integriert werden.
Beanspruchen die Hausaufgaben bei deinem Kind mehr Zeit und Energie, als im Hausaufgabenerlass vorgesehen, passen sie nicht zu den Voraussetzungen deines Kindes. In diesem Fall ist es empfehlenswert, mit der Schule und den Lehrkräften in ein Gespräch zu gehen, um individuelle Anpassungen vorzunehmen.
Warum sind Hausaufgaben insbesondere bei LRS so schwierig?
Kinder, die von einer LRS betroffen sind, empfinden Hausaufgaben als eine große Hürde, oft sogar als Belastung. Sie beanspruchen viel Zeit und Energie, da das Lesen und Schreiben sehr schwer fällt.
Folgende Probleme können vorliegen:
- Überforderung: Die Hausaufgaben sind nicht an die Bedürfnisse deines Kindes angepasst.
Lösungsansatz: Mit der Schule bzw. mit der jeweiligen Lehrkraft in ein Gespräch gehen und Anpassungen vornehmen oder Vereinbarungen treffen. - Unsicherheit: Dein Kind hat Angst davor, Fehler zu machen, es schämt sich vor der Lehrkraft und/oder den Mitschülern und wünscht sich Hilfestellung.
Lösungsansatz: Erfolgserlebnisse schaffen, Mut zusprechen und Selbstständigkeit fördern.
Versuche doch mal ein Hausaufgabentagebuch zu führen und die täglichen Herausforderungen, den Zeitaufwand oder auch Erfolge festzuhalten. Probiert aus, was für euch am Besten funktioniert. Lasst Fehler und somit Wachstum zu und beobachtet kleine Fortschritte.
Wie schafft mein Kind es selbstständig seine Hausaufgaben zu bearbeiten?
Hast du dich schon mal gefragt, wer die Verantwortung für die Durchführung der Hausaufgaben trägt? Im Grunde ist die Verantwortung wie folgt aufgeteilt:
Eltern: Erfüllung der Grundbedürfnisse des Kindes, Schaffung einer passenden Lernumgebung
Lehrkräfte: Stellung einer passenden Aufgabenstellung (siehe Hausaufgabenerlass)
Kind: Bearbeitung der Hausaufgaben im Rahmen der eigenen Möglichkeiten
Letztendlich ist dein Kind also selbst für die Durchführung der Hausaufgaben verantwortlich und es ist wichtig, dass dein Kind lernt, selbstständig die Hausaufgabensituation zu meistern. Selbstständigkeit schließt jedoch keine Unterstützung aus. Die beste Unterstützung ist, wie so oft, Hilfe zur Selbsthilfe! Begleite dein Kind und leite es dazu an, Lösungen zu finden, aber lasse es die Aufgaben inhaltlich selbst bewältigen. Kinder, die sich sicher fühlen, trauen sich eher zu, Aufgaben selbstständig zu erledigen. Es ist daher sehr wichtig, deinem Kind Sicherheit zu vermitteln. Dafür sorgt die Stabilität eurer Beziehung, aber auch ein positiver Umgang mit Fehlern und das Zusprechen von Mut. Schenke deinem Kind auch beim selbstständigen Arbeiten Aufmerksamkeit und würdige seine Leistung z.B. durch gelegentliches über die Schulter schauen oder kleine Berührungen.
Du darfst die Verantwortung für die Bearbeitung der Aufgaben an dein Kind abgeben, denn auch die Hausaufgabensituation bietet Raum für Erfahrungen (z.B. Was passiert, wenn ich ohne Hausaufgaben in die Schule gehe?). Lasst nicht zu, dass die Hausaufgaben ein ständiges Streitthema werden und euren Familienfrieden gefährden. Ganz nebenbei sind Hausaufgaben nämlich auch keine Garantie für Lernerfolg.
Gemeinsam Hausaufgaben planen und umsetzen
Wichtig ist es auch, im Rahmen der Hausaufgabensituation Platz für Emotionen zu schaffen. Dein Kind kommt mit einem eigenen Emotionspaket aus der Schule, das abgebaut werden muss (z.B. Wut und Frustration durch Streitigkeiten mit Gleichaltrigen oder durch Misserfolgserlebnisse). Alle Emotionen dürfen da sein, angenommen und rausgelassen werden. Anschließend geht es in eine gemeinsame Planung, in die eine Aussicht auf anschließende Entspannung eingebaut werden darf. Ein strukturierter Tagesablauf mit fest eingeplanten Zeiten für Hausaufgaben hilft deinem Kind, eine Routine zu schaffen.
Planungsschritte:
- Einen Überblick verschaffen: Was muss gemacht werden und bis wann muss es gemacht werden?
- Pausenzeiten und Endzeiten festlegen (unabhängig davon, wie viel geschafft wurde)
- Reihenfolge der Aufgaben festlegen und Prioritäten setzen (Empfehlung: vom Leichten zum Schweren, um einen positiven und selbstständigen Einstieg zu schaffen)
- Belohnung festlegen, die sich zeitnah realisieren lässt (z.B. exklusive Zeit mit den Eltern)
Wichtig: Aller Anfang ist schwer! Ist der Anfang erstmal geschafft, steht der Bearbeitung der Hausaufgaben nicht mehr viel im Wege.
10 Tipps zum selbstständigen Arbeiten
- Die beste Zeit für die Hausaufgaben finden (das ist individuell vom Alter und der Persönlichkeit deines Kindes abhängig)
- Eine geeignete Lernumgebung schaffen (kann dein Kind besser bei dir/euch oder ungestört arbeiten?)
- Passende Hilfsmittel anbieten (Materialien wie z.B. ein Leselineal zur Verfügung stellen und so Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen)
- Freiraum und Platz für eigene Erfahrungen bieten
- Währenddessen keine Lösungen vorsagen
- Positive Rückmeldungen geben und Fehler zulassen, um Wachstum zu ermöglichen
- Neugierde und Selbstwirksamkeit wecken
- Pausen einlegen (steigert auch den Lernerfolg)
- Im festgelegten zeitlichen Rahmen bleiben
- Es sind nur Hausaufgaben! Riskiert nicht euren Familienfrieden für die Hausaufgaben
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